DER SPIEGEL 51/1996 vom 16.12.1996,

Norbert Blüm,

 

 61, Bundesarbeitsminister, spart nicht nur an den Renten, sondern auch als Freund der Kunst. Vor rund sechs Jahren hatte Blüms Ministerium zwei Werke des Bonner Beuys-Schülers Hellmuth Eichner, 50, angekauft. Das Eichner-Bild "Arbeiter mit Spießbütt" hängt seitdem in Blüms Ministerzimmer. Vor einiger Zeit jedoch ließ Blüm beim Künstler anrufen und erbat eine Schätzung des Bildes, da er das Werk gern für seine Tochter erwerben wolle. Eichner schätzte auf 12 000 Mark, was dem anrufenden Ministerialrat, so der Künstler, "zu teuer" erschien: "Der Minister habe ja kein Geld und könne nicht mehr als 3000 Mark bezahlen." Blüm verzichtete auf den Erwerb des Bildes. Von 3000 Mark, so sein Pressesprecher, sei auch nie die Rede gewesen. Ankaufpreis des Eichner-Werks 1990: 6000 Mark.

R SPIEGEL 51/1996

 

DER SPIEGEL 50/1985 vom 09.12.1985, Seite 250a

Hellmuth Eichner

 

 Hellmuth Eichner, 39, Maler aus Bonn, bekam Ãrger mit rheinischen Saubermännern. Die Bonner Buchhandlung Röhrscheid, eine der größten Buchhandelsgruppen Deutschlands, hatte ein Werk des Künstlers in einem ihrer Schaufenster ausgestellt, um für einen Eichner-Kunstband (erschienen im angeschlossenen Verlag Bouvier) zu werben. Schon am ersten Tag bewirkte das Werk "Die Saubermänner" (Abb. oben) massiven Telephon-Protest jener, die es darstellt. Die Anrufer erkannten in dem Ölgemälde (Format 2,60 mal 1,80 Meter) nichts als "Schweinerei" und "Pornographie", drohten mit Polizei, Ordnungsamt und Kaufboykott. Nach einer Woche hatten die real existierenden Saubermänner sich durchgesetzt. Das Werk mußte dem Eichner-Bild "Kuh in den Rheinauen" weichen. Mit großen Lettern auf der Schaufensterscheibe wurde die verehrte Kundschaft gefragt: "Besser so?"

DER SPIEGEL 50/1985