General Anzeiger

Feuilleton

 

“Rätselhaft in alle Richtungen”

 

Die Gruppe „Art 7“ gibt sich "bizarr" im Bonner Künstlerforum

 Von Christina zu Mecklenburg

 General Anzeiger Bonn

Ein wenig "gewagt aber impulsreich" sollte das Comeback der neu besetzten Künstlergruppe Art 7 ausfallen. Gedankenfreiheiten und konzentrierte Blicke sollten, so Gruppenchef Bruno Russi, einen Themenbereich belichten, der "Spannung durch Offenheit" erreicht.

 Die aktuelle Präsentation steht unter dem wolkigen Motto "bizarr". Bilder oder Objekte, die ins Mysteriöse hineinreichen, prägen das Gruppenexperiment. Von einem kugeligen Kerngehäuse ausgehend entwickelt Grafiker und Bildhauer Russi aus 1 200 laufenden Metern Heimwerkerleisten eine labyrinthische Anlage.

 Hellmuth Eichner, neu im Bunde von Art 7, setzt dominante Akzente durch ein heterogenes Gemäldeensemble, dessen barocke Vielfalt vorwiegend auf kritischen Betrachtungen sowie auf einem Faible für Frivolitäten und Perversitäten gründet.

Die damit im Raum stehende "Globalisierung", bekennt Russi, sei im Grunde "ein rätselhafter Wirrwarr von Richtungen". In eine neue Richtung weisen mit Leisten skizzierte Figuren, in denen sich ein komplexes, menschliches Welttheater manifestiert. Dichtung und Wahrheit kreuzen sich derweil in Bildern und Kultobjekten von Günter Muth. Comic-verwandte Bildkonstrukte erzählen bruchstückhaft von gesellschaftlichen Abgründen.

 Nachdenklichkeit verströmen die altmeisterlich durchgearbeiteten Bildwelten (Öl, Collage) von Gismar Fischer-Cohnen. "Einrichten im Chaos" lautet die Überschrift von meist konkreten Szenen, hinter deren scheinbar arglosen Fassaden Aggression und Zerstörung lauern.

Holzschneiderin Marie-Luise Salden widmet sich in ihren abstrakten Tuschzeichnungen dem Mythos und Lebewesen Baum. Vom Baum abgeleitet sind einem EKG gleichende Linienbewegungen ("Bio -Rhythmen von Bäumen").

 Ästhetische Parallelen hierzu zeigt die Düsseldorfer Gastkünstlerin Giovanna Prandi. Ihre beachtenswerten Experimente bestehen aus einem Brückenschlag zwischen traditioneller Zeichnung und intuitiver Malerei auf Plexiglasscheiben: Transparente Schleier und realistische Menschenszenerien erzeugen nebulöse Bildeindrücke. "Es ist bizarr, wie unsere subjektive Wahrnehmung mit objektiven Tatbeständen umgeht", so Prandi.